Himmelfahrten

18. Mai 23. Christi Himmelfahrt ist ein Tag, an dem ein Sohn und alle Väter gefeiert werden, ein Männertag. Am Abend im Dorfkino läuft ein Film über eine verkannte Künstlerin, es kommen viele Frauen in die Vorstellungen. Zwei Schwestern berichten, wie im Nachbardorf der Volksbrauch des Flurumgangs solidarisches Pinkeln fördert. Der Planwagen hält, der Erste, der herabsteigt, schlägt zweimal lang hin, ehe das Dutzend am Straßenrand steht und es laufen lässt, zur abgewandten Seite hin, in Reih und Glied. Der Planwagen mit dem Gespann aus zwei Pferden erwartet geduldig den Abfluss, während sich dahinter der Verkehr staut. In einem der Fahrzeuge der Chefredakteur jener Kunstzeitschrift, die erste, welche die Wiederentdeckung der Hilma af Klint auf dem Titel feiert, jener schwedischen Künstlerin, die Jahre vor Kandinsky und Mondrian abstrakt malt und ein Werk von 1500 Gemälden hinterlässt, das auf ihr Geheiß hin posthum Jahrzehnte unter Verschluss gehalten wird. Ihr Neffe, ein Hochseekapitän, erfüllt den Auftrag. Sie starb über 80-jährig bei einem Verkehrsunfall. Zeit ihres Lebens hatte sie die Verbindung gehalten zu ihrer geliebten Schwester Hermine, die 10-jährig verstarb; die spiritistischen Sitzungen waren ihr Verbindung zu anderen Welten und Inspiration fürs malerische Werk. Dass dieser Dokumentarfilm, weibliche Ermächtigung hin oder her, am Männertag lief - reiner Zufall. Der Redakteur nahm den Weg aus Berlin auf sich. In der Stadt stand anderes auf dem Programm.