Sex

Ich schau dir in die Augen.

Sie machten ihr Versteckspiel. Sie versteckte sich, er musste sie finden. Im Dunkeln war es einfacher, er konnte sich auf seinen Geruchssinn verlassen, und alles war still, schon ein Knicken eines Grashalms würde sie verraten. Tagsüber aber war es laut, es gab verwirrende Geruchsspuren, und sehen konnte er nur auf einen Meter, alles was weiter weg war, verschwand im Grau, als umgäbe ihn dichter Nebel.

Auf Zehenspitzen, mit abgewinkelten Armen, tastete er sich wie beim Blindekuhspiel der Menschenwesen voran. Dann hielt er inne. Er hatte nichts gehört, noch gerochen, schon gar nichts gesehen ausser einem Dunklen Großen Schatten vor ihm. Das könnte das Ding sein, dass sich anfühlte wie die Rinde der Eiche, glattgeschmirgelt vom brünftigen Hirsch. Aber es war eckig, und es hatte ein Loch, wo man reinkonnte. Vielleicht war sie da drin.

Er tastete sich voran, aber das Loch war mit einem Holz versperrt.

Er tastete sich nun um das hölzerne Ding, ein Busch war im Weg, den musste er umgehen, dann stolperte er und er fiel keuchend hin. Er schnüffelte worüber er gestolpert war, und er roch ihren Fuß. Sie hatte ihm ein Bein gestellt. Sie wollte dass er sie findet. Er zog sich an ihrer Kleidung hoch und hörte ihr Kleid reissen. Er stand jetzt aufrecht vor ihr, seine Tatzen gegen ihre Schultern, und ihr Rücken und Hinterkopf war gegen die Schuppenwand gelehnt, jetzt, unter dem Druck seines Gewichts, schienen sie mit dem Holz des Schuppens zu verschmelzen.

Ihr Spiel bestand darin, dass, sobald der eine den anderen fand, der Finder bestimmen durfte, was er zuerst machte. Es war nicht beliebig, es gab Sachen zum Auswählen.

Das Kleid hatte er aus Versehen zerrissen, es war vorn einfach in der Mitte durchgerissen, als er mit den Tatzen rechts und links gegen Ihre Schultern lehnte, er wollte das nicht, aber Kleid zerreissen stand auf der Liste, so dass er sein Wahl aufgebraucht hatte. Er konnte sie jetzt sehen. Er war so nah bei ihr, dass er sie intensiv wie einen Honigtopf roch, und ihre Augen sah. Sie waren, anders als die Augen der meisten Menschen, von hoher Durchsichtigkeit bei höchster Farbsättigung der dunkleren Passagen. Wenn er in Brunnen schaute ob das Wasser für ihn in Reichweite war, und das Wasser war klar und frisch dort unten, dann sah das auch so aus.

Er durfte jetzt nichts mehr tun. Sie war an der Reihe und sie grub ihre Nase in seinen Hals, tief ins Fell, und atmete rhythmisch, ruhig langsam tief aus und ein.

Nun durfte er das nächste auf der Liste auswählen. Er biss in ihren Nacken, so leicht wie er konnte, aber sie stöhnte leise und er wusste nicht ob er zu fest gebissen hatte, also machte er das Zeichen, und sie durfte jetzt 2 Dinge hintereinander tun.

Sie stiess ihn in den Busch, er musste sich fallen lassen. Sie legt sich auf ihn. Sie blieb still. Beide atmeten und als er überwältigt von ihrem Geruch, sanft zugedeckt von ihrem Federgewicht, die Augen öffnete, sah er sie so nah dass er alles sah. Die Augen, durch sie hindurch, und auf den Grund, so sah er sie, ein Mädchen, ein ewiges Mädchen, und er sah, sie war ohne Arg, ohne Angst, voller Liebe, einer umfassenden, gar nicht erotischen, sondern wohlmeinenden Liebe, aber auch Liebheit, es war eine absolute Liebheit. Das nahm im die Spannung vom Unterleib und so lagen sie lange da und verschmelzten ineinander.

Seine Gefühle waren ihre Gefühle. Sie wurden eins. Er merkte nicht, dass sie ihm das Messer tief ins Herz stach, ihn aufschnitt, ausnahm, sich in sein Fell wickelte und weinend einschlief. Sein Blut aber, warm und dick, stieg dampfend auf ins Blau und Weiß, und fand die Wolke aus der er stammte.