Wir Geburtenstarke sind ja viele, und obwohl ich selbst keine Junggesellen-Abschiedsparty erlebt habe, Gelegenenheiten gab es reichlich und wie sowas abgelaufen ist in den wilden 90ern, das kennen die meisten von uns aus eigener Erfahrung: Auf die Reeperbahn oder nach Las Vegas, wir haben es richtig krachen lassen, Stripperinnen, Alkohol in Strömen, Gejohle, sexistische Witze, eine Apokalypse der Peinlichkeiten, Rausch und Kater am Morgen, vergebliche Suchen nach Unterwäsche, Portemonnaie und der eigenen Menschenwürde.
Dann, es war an einem sonnigen Sommermorgen diesen Jahres, Anruf einer jungen Frau, zwischen 25 und 29. Sie wollte: Junggesellinnen-Abschied. Im Kino. Feiern.
Ich schluckte, sah die Chippendales in Lederhosen durchs Kino strippen, suchte Online nach dem Imprägnierungsspray für dunkelblaue Kinoteppiche und räumte Zeug beiseite, um das Verletzungsrisiko für meine Haustiere zu minimieren. So vorbereitet, blickte ich den gemeldeten sieben Mädels entgegen.
Dann kamen sie. Pünktlich mit E-Auto aus Berlin. Sie brachten Apfelkuchen, vegane Salate und ihre Partner mit, die Babys im Wickeltuch bei sich trugen. Zwei Kinderwagen. Die designierte Braut kochte Tee. Ich brauchte kein Bier auszuschenken, die Aschenbecher blieben leer. Die Party war fröhlich und die Menschen sehr freundlich. Sie gingen vor der Tagesschau.