Bach, Gould und die anderen
Ich nehme an, dass uns die Musik von Bach, Beethoven, Mozart deshalb so dauerhaft durch alle Generationen hält, weil sie nicht nur aus sich, sondern aus dem Universum geschöpft haben. Eine rätselhafte Verbindung zu etwas noch Rätselhafterem.
Andere Musik verschwindet.
Dasselbe in allen Bereichen der Kunst und mancher Kulturleistung. Dostojewski. Und die Anderen. Michelangelo. Und die anderen. Die Garbo. Und die anderen. Was bleibt, hat immer etwas, was über den Künstler hinausgeht.
Glenn Gould ist einer der Pianisten, die so etwas wie einen Kanal herzustellen in der Lage sind, eigentlich rein, ohne eigene Beimischung. So ist zumindest mein Gefühl. Selbst wenn er mitsummt, höre ich nicht Gould, sondern Bach, und eigentlich nicht Bach, sondern das Universum.
Seine Einspielungen, vor allem auch die späten, sind wie ein Gebirgsbach, dessen Wasser quirlig klar ist, sich selbst reinigend, und pur und trinkbar ist, während das Spiel manch anderer, sogar von Pogorelich, Färbungen und Beimengungen enthält, als wäre der Bach auf Abwege geraten, zu wenig Gefälle, schon steht das Wasser am Rand, Schlamm oder Torf wirbelt auf, und Bakterien vermehren sich. An der Stelle bekommt der Geschmack des Wassers etwas eigenes, das manchem gar besser mundet, doch jene Sensitiven, die das Reine kennen, werden stets das Wasser weiter oben bevorzugen, stets Gould.