Es war ein Alptraum von dem wir annehmen dass er aufgrund seiner Erdachtheit gar keiner war sondern nur das Ergebnis peinlichen Geschmacks.

Learn2Crawl.

Der Fremde an der Bar in der Gay-Straße, von der ich nicht wusste, dass es eine war und einige Touristen hier auch nicht, musste das Gespräch mit meiner Hure gehört haben. Als die zur Komischen Oper aufbrach, Lortzing, und ich für einen Absacker blieb, sprach der Fremde geradewegs durch den linken großen Negerohrring des Barkeepers gegen die Wand mit den Flaschen:
„Der Typ hat also seine große Liebe sitzen gelassen. Weil er zu tun hatte.“
Ein massiger Typ, ärmelloses Bodyshirt, behaarte, dicke Oberarme mit Biker oder Matrosen-Tatoos. Tatoos mit Haaren zwischendrin. Hatte ich auch noch nicht gesehen. „So ein Wixer“. Er hatte wie ich einen Erheblichen sitzen.
„Ja“, sagte ich.
Er: „Scheiß Wixer“.
„Willst du einen in die Fresse?“
Wollte ich sagen, aber er war schneller.
Ja, ich wollte, aber ich sagte: „Jein“.
Er stierte weiter gegen die Wand. Der Barkeeper mit den Negerohrringen räumte leere Gläser, der massige Typ ballte seine Faust. Egal, dachte ich, dann schlug er zu. Er traf seine Nase hart, sofort lief Blut. Ein zweiter Schlag, es knirschte, ein paar Spritzer landeten auf meinem weißen Hemd. Dann saß er wieder da, das Blut lief über sein Shirt. Das Touristenpärchen hinter uns hatte sich geräuschlos erhoben, sie machten einen Bogen, zahlten und waren weg. Der Barkeeper bat uns, höflich wie ein Butler alter Schule, dasselbe zu tun.
Der massige Typ war in sich zusammengesackt und rührte sich nicht. Ich zahlte für ihn mit. „Kommen Sie“, sagte ich und bot ihm die Hand Er ergriff sie, eine weiche, matschige Pranke. Ich stützte ihn, er hing auf meinen Schultern wie ein Kühlschrank mit Leiche. Vor dem Ausgang stoppte er. Er zog den Reißverschluss auf, holte sein Teil raus und pisste gegen den Türrahmen. Er schwankte stärker, und es war nicht einfach ihn am lang Hinschlagen zu hindern.
Ich zog den Typen mit raus und ein Stück um die Ecke. Dachte, ich könnte ihn abschütteln und nichts wie weg. Er stieß laut rülpsend auf und seine Fahne stank sauer.
„Mir ist übel Mann“.
Ich sah die Müllcontainer hinten im Hof und er packte mich fester und stapfte wie ein Zombie in die Richtung. Sein Teil hing ihm immer noch aus der Hose, schwer und fleischig wie der ganze Typ, und ich hatte die ungute Wahrnehmung, dass es sich langsam aufrichtete. Er rülpste erneut, hielt sich am Container aufrecht, würgte. „Mach auf, Mann“. Ich zog die Pranke vom Deckel, es war einer dieser alten breiten Metallcontainer für Küchenabfälle, mit Rollen drunter.
Ich schaffte es den Deckel nach oben zu kippen er hing über mir und kotzte über meinen Kopf hinweg, solange bis nichts mehr kam, und dann war er fertig. Er blieb auf mir hängen und ich wollte mich unter ihm rausdrehen.
Er war schnell.
Griff meinen Nacken und schlug den Hals auf den Containerrand. Ich konnte nicht mehr atmen. Er stopfte meine Arme in den Container und drückte den Deckel zu. Ich bekam die Arme nicht raus, ich trat nach ihm, der Hals wie in einem Schraubstock, keine Luft, dann nichts. Ich weiß nicht, wie lange da das Nichts war. Was ich spürte, war ein stechender Schmerz. Ein Messer. Ich schaffe es, den Deckel einen Spalt hochzudrücken, brülle. Er drückt fester zu, ich spüre ein Reißen von unten nach oben, ich schnappe nach Luft, bekomme keine, kann nicht mehr schnappen, der Kehlkopf liegt irgendwie auf der Kante und wirkt zweigeteilt und ich werde vom Gewicht weiter unter gedrückt und dann schien er nen Rhythmus gefunden zu haben und knallte sein hartes Teil immer tiefer rein, von unten nach oben, und es riss, weiter und weiter.
Die erste schmerzlose Dumpfheit wurde von einem Brennen abgelöst, und ich dachte, so muss die Geburt für F gewesen sein, nur andersrum, sie hat das durch, also werde ich das auch hinkriegen. sDu musst atmen Nur atmen Richtig atmen.
Aber dann ging alles weit weg, alles ausser der Schmerz der in den Kopf kroch und bald nirgendwo mehr war und nur noch dort, dann wird es schwarz, ein dumpfes wiederkehrendes Dröhnen. Stille.
Ich hörte was Grunzen, weit weg, weit weg von mir von allem, Dann nichts. Ich wurde leicht. Alles wurde leicht. Ich schwebte. Hoch durch die Luft. Dann fiel ich. Endlos. Es sollte endlos sein, Fallen, nichts mehr ausser Fallen. Hatte ich nicht mal solche Träume, als Kind, endlos fallen? Aber dann kein Fallen mehr. Nur noch nichts.
Dann kam wieder das Brennen zurück, anders, pulsierender. Etwas steckte in meinem Hintern. Ich tastete, wollte tasten, es rausziehen voller Panik, aber ich konnte die Arme nicht bewegen, sie waren schlaff und steckten in etwas Matschigem.
Jetzt roch ich wieder.
Sauer, Faul, Schwefel, Faule Eier, Kloake. Ich musste kotzen. Ging nicht. Ich versuchte irgendwas zu hören. Hörte nichts. Alles dunkel, ich lag gekrümmt da und konnte mich nicht bewegen. Kein Platz. Keine Luft. Dann hörte ich wieder was Ich bekam einen Arm hoch. Der Deckel. Er ließ sich nicht bewegen. Keine Panik. Zu erschöpft für Panik. Nur kraftloser Zweifel. Ich werde ersticken. Irgendwas lief hinten aus mir raus. Es rann an meiner unteren Pobacke runter, ich spürte das, es hatte Körpertemperatur und fühlte sich eiskalt an und heiß und beides.
Ich spürte das, ich spürte wieder, und ich dachte, ich dachte wieder, Finger weg, Finger weg. Lass es bluten. Let it bleed.
Oh, lustig.
Let it bleed.
Ich lauschte und hörte ihn dann über mir. Deckel dicht. Lana del Rey statt Stones, Get Free. Dann begann das Wummern. Wumm Wumm Wumm. Wumm Wumm Wumm. Es knallte auf den Deckel. Dumpf. Wumm Wumm Wumm. Die Luft wurde wieder knapp, ich versuchte flacher zu atmen. Get free, Let it Bleed, Let it Bleed, Get free Wumm Wumm Wummm Dann ein Stöhnen. Mein Arsch hatte ihm nicht gereicht. Er musste sich gleich danach noch mal einen runterholen. Gehts noch demütigender?
Sie sind ein unzureichendes Objekt. Sie sind zu nichts nutze. Sie sind im falschen Container, dem für Recycling. Sie gehören auf den Sondermüll.
Let it be.
Ein Geräusch wie Kinder beim Rutschen. Ein Grunzen. Etwas knallte wieder auf den Deckel. Let it be.
„Ne fucking Virgin. ‚Ne fuckin‘ Virgin, Wixer.“ Gelächter.
Schritte. Sie wurden leiser. Sie waren weg. Stille.
Virgin, Kotzen, Maden, Modder, Wixen, Entsorgen, Let it be. Mother. Mary. Oh F! Jetzt bist du die, die den Deckel hebt, nicht wahr. Aber einmal ist keinmal. Einmal ist keinmal.
Ich drückte den Deckel hoch, so leicht war mit einem Mal, ein Engel half mir.
Er half mir zu Krabbeln, wie eine Kakerlake aus der Kotze des Containers. Virgin. Stille. Virgin. Let it be. Virgin. 8. September. Virgin.
Ha. Ha. Ha.
Ich fiel über die Kante. Voll auf die Fresse. Dieses Gefühl einer am groben Teer zerschrammten Gesichtshälfte. Reell. Was reelles. Let it bleed. Virgin, aus allen Öffnungen. 8. September. Virgin, einmal ist keinmal. Oder. habe ich nicht recht, Engel? Pause. Endlich. Pause. Denken. Nachdenken. Prüfen, ob Denken eine Option ist. Prüfen, wo das Handy ist. Das Handy, es war da, in der Tasche, vorn, Panzerglas, unzerstörbar, ich spürte meine Finger nicht, tippte. Nichts passierte.
Mein Fingerabdruck, nichts passierte. Meine Identität, gelöscht. Gut. Gut ist das. Virgin, einmal ist keinmal. Aber ich habe es zweimal getan. Zweimal ist einmal zu viel. Wixer. Let it bleed. Let it be. Never get free. Code. Code. Wie war der Code. Ich tippe 881968. Nichts funktioniert – Virgin. 8. September. Der Virgin Code. 891963. Geht, es klappt. I am free.

Das erste Taxi fährt vorbei. Das zweite Taxi, das Dritte. Irgendwann hält eins. „Geld?“ fragt der Fahrer. Ich zeige ihm mein iPhone. „Nein. Geld.“ Ich suche in der Jackentasche. Alles Kotze, alles Blut, überall Zeug, Schleim, aber die Kakerlaken haben sich verzogen. Meine Brieftasche ist sauber, mit zwei sauberen 100 € Scheinen drin. Die waren noch übrig, das Bordell war günstiger als geplant, trotz der Extras. Der Fahrer sprach kein Wort. Er legte zwei blaue Müllbeutel auf den Rücksitz und fuhr mich bei offenem Fenster an der Morgenröte vorbei.